BIOGRAFIE 

 

Geb.     1945  Wolfsbach, NÖ

1963  -  1975  Selbständiger Kaufmann, Malerei

1975  -  1985  Metall-Kunsthandwerk, Malerei, Skulptur

1985 -   Malerei, Skulptur, Landart

 

1987 - 2007  Zeitweiser Aufenthalt in Los Angeles

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PRESSE

 

Dr. Leopold Kogler

Zur Ausstellung    DENKWELTEN

im MUSEUM  ANGERLEHNER  2023 - 24

 

Die Auseinandersetzung mit dem Motiv des Sichtbarmachens und Enthüllens, des Zeigens gesellschaftlicher und individueller Vorgänge und mit den damit verbundenen kulturellen Bedeutungen ist der malerischen und skulpturalen Arbeit von Manfred Brandstätter eingeschrieben. Sie ist aber zugleich auch eng mit seinem Interesse am Malen, Herstellen von Skulpturen und Plastiken sowie Entwickeln künstlerischer Installationen verbunden.

 

Er verwandelt die malerische und bildhauerische Strategie des Zeigens und Enthüllens, die stets auch eine formale und sinnliche Komponente besitzen, in ein komplexes Ausdrucksmittel, in welches das Wissens um die vielfältigen kulturellen Bedeutungen, die mit diesem Vorgang seit Jahrzehnten verbunden sind, kontinuierlich einfließen. Eher als überprüfbares Wissen handelt es sich dabei um eine Art von Anhäufung von Gedanken, eindrücken und Erkenntnissen, die sich überlagern und aus denen schließlich ein Bild entstehen kann. Wie „Schelling“, „Homo sapiens“, „Glaube oder Wissen“, „Carpe Diem“, „Blick in die Zukunft“ oder „Anonymous als Landschaftspfleger“.

 

Seine Gedankenwelt manifestiert sich auf eine Art von visuellen Zeugnissen, anhand derer sich ihm zu einem bestimmten Moment eine besondere Verbindung von bildlicher Geste und inhaltlicher Bedeutung eröffnet und eingeprägt hat und die für eine Bildfindung potenziell immer wieder aktuell werden können. 

 

Wie sich zeigt, setzt sich Brandstätter für die Darstellung von Gesichtern und Figuren unterschiedlicher Darstellungstypen ein. Über das gesamte Schaffen gesehen, ist das personifizierte Gesicht vermutlich am stärksten vertreten, an ihm ist daher seine künstlerische Suche nach einem spezifischen Protagonisten besonders gut nachvollziehbar. 

 

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Bei aller Nähe, die fast zu nahe schient, bleibt die Distanz unversehrt. Doch es ist nicht stolze Unnahbarkeit, die das Gesicht ausstrahlt, vielleicht eher Einsamkeit, Resignation und ein Bedürfnis nach Rückzug aus der industrialisierten und technologisierten Welt.

 

Zum Arbeitsprozess von Manfred Brandstätter gehört, dass über die Jahre hinweg Gruppen, Serien oder lose Reihen von Werken entstehen, in denen ein bestimmter Aspekt in -bezug auf die Möglichkeiten philosophischer Gedankengänge erprobt und ausgearbeitet werden. Dies gilt auch für seine ungegenständlichen Arbeiten. Je genauer man hinschaut, umso deutlicher wird, wie konsequent Brandstätter die Möglichkeiten der Visualisierung seiner prozessualen Gedankengänge auslotet, figurativ oder ungegenständlich, malerisch, grafisch, skulptural oder multimedial. Seine Werke sind im Auftreten und im Temperament sehr verschieden, doch treffen sie sich in ihrer ausgeprägten Emotionalität. Für die Darstellung von ausgeprägten gesellschaftlich relevanten Themen wie Missstände in der Versorgung mit Nahrungsmitteln, dem Verhältnis von Naturphänomenen und Menschen, mit Aspekten von Klimakrise, Wetter, Psyche und Wahrnehmung greift er zu minutiös geplanten Rauminstallationen. 

 

Die expressive Emotionalität seiner beiden Großformate, die eigens für diese Präsentation entstanden sind, sowie die gewaltige Installation steht den Welten seiner Malstücke, die philosophische Aspekte thematisieren nahe, die für Manfred Brandstätter schon immer von besonderem Interesse waren. Seine künstlerische Welt trägt eine Vielfalt von Erfahrungen in sich, von Wissen und Wahrheiten, welche alle einen realen, erlebten Ursprung haben und gleichzeitig von zeitloser Qualität sind. Mit seinen visualisierten Gedanken hat er sich eine eindrückliche Form geschaffen, auf seine, unsere Welt zu antworten. 

 

OBEN

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HOMO! SAPIENS?    Dr. Leopold Kogler 

NÖ Nachrichten   16. 4. 2019     

 

Inspirierende Kunstschau.       

Ausstellung: Der St. Valentiner Künstler Manfred Brandstätter zeigt in der Schlossgalerie Steyr mit Malerei und Konzeptkunst einen spannungsvollen Einblick in sein vielseitiges Schaffen.

Die Ausstellung „Homo! Sapiens?“ in der Schlossgalerie in Steyr ist eine überregional verankerte, qualitativ hochstehende Kunstschau, die einen inspirierenden Einblick und einen partiellen Überblick in das gegenwärtige Schaffen des St. Valentiner Künstlers Manfred Brandstätter im Bereich Malerei und Konzeptkunst gibt.

Inspiriert vom gesellschaftlichen Wandel, der unvorhergesehenen Veränderungen mit sich bringt, erarbeitet Brandstätter aufwendige Installationen und Objekte. 

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Seine Objekte, Installationen und Interventionen sollen den Betrachter anregen und ihn wachrütteln. Seine Arbeiten sollen einen aber auch dazu bringen, über die Rolle der Kunst heute nachzudenken.

„Kunst sollte uns innere Zeit geben, unsere Umwelt besser wahrzunehmen, mehr zu reflektieren“, sagte der Künstler bei der Ausstellungseröffnung. „Der Mensch ist so entfremdet, dass er die Essenz der Dinge nicht mehr erkennen kann. So machen einzelne Objekte zutiefst betroffen“. Seine malerischen Werke, sowohl die figurativen wie auch die expressiven, verströmen eine gedimmte Atmosphäre. Es dominieren gedeckte graue und schwarze Töne, nur hier und dort wagt sich ein knalliges Blau oder ein poppiges Magenta hervor. Oft deutet Brandstätter eine spürbar prekäre Lebenswelt an, inklusive Vogelsterben und verschmutzten Stränden oder Etikettenschwindel bei Lebensmitteln. Seine Themen in der Malerei sind ebenfalls kritisch und machen seine Kunst sehr zeitgenössisch.

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Kritische Bilderwelten

Von Leopold Kogler


Ausstellung I
 Manfred Brandstätter zeigt unter dem Titel „Homo! Sapiens?“ seine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Vorgängen.

 

St. Valentin. Vor rund zehn Jahren startete für Manfred Brandstätter eine fruchtbare Schaffensphase mit Werken, die die alltägliche Misere der Konsumgesellschaft reflektieren. Bilder wie „Landraub“ oder „Der Weg wohin“ zählen zu den eindrucksvollsten künstlerischen Auseinandersetzungen mit der Konsumgesellschaft und ihren Folgen.

Vergleichbar Aufrüttelndes findet man auch in seinen Installationen. Nicht zynisch, doch kritisch und schonungslos durchleuchtet er ökonomische und soziale Prozesse.

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Mit hohem Energieaufwand erstellt er seine Rauminstallationen, die sich in keiner Schublade der aktuellen Kunst einordnen lassen.
Ein Exponat, das im Bahnhof-Postgebäude zu sehen ist, sei hier herausgegriffen: Es thematisiert Konsumwaren und Umwelt. Am Boden sind Fotografien von menschlichen Rücken wie Fliesen aufgelegt. Knapp dahinter ein Sockel mit einer Schale Reis. Dazu die Zeilen „Wer dabei frei ist von Schuld, werfe …“. Die Betrachterin oder der Betrachter sollen aufgerüttelt werden, nachzudenken über die menschlichen Ressourcen. „Ich will mit meinen sozial- und konsumkritischen Bildwelten nicht ein diktatorisches Statement abliefern. Vielmehr soll ein Prozess des Nachdenkens eingeleitet werden. Es geht um Verantwortung für die Zukunft“, erklärt Manfred Brandstätter, der weiterhin kritische Zeichen setzen will.
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Ausstellung  zeit:sprung    Schloss Pöggstall 2014      
Mag. Hartwig Knack

Wirklichkeit künstlerisch zu interpretieren und somit auch die menschliche Perzeption kritisch zu hinterfragen sind Manfred Brandstätter große Anliegen. So entstehen Bilder, Grafiken, plastische Objekte und Installationen, die - im figurativen wie auch abstrakten Stil ausgeführt - inhaltlich eine Einheit bilden und sich immer auch mit Fragen der Zwei- und Dreidimensionalität beschäftigen.

Brandstätters Arbeiten faszinieren durch ihre erzählerische und beschreibende Kraft und drängen fortwährend zu Diskurs und Dialog.


Der Künstler hat sich in seinen ausgestellten Arbeiten dezidiert mit dem Begriff der Zeit auseinandergesetzt. Einige Werke sind auch im Hinblick auf diese Ausstellung entstanden.

Was ist Zeit, wann hat Zeit begonnen? Wie schaut es mit einem Anfang oder einem möglichen Ende aus? Gibt es so etwas wie Ewigkeit? Können wir den Realzustand unserer Welt überhaupt erkennen oder begreifen?

 

Brandstätters Interesse gilt auch der Landart. Hier ist ihm wichtig, dass im Laufe der Zeit sich die Natur ihre Plätze zurückerobert. 

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Das heißt: Kunst in der Natur aus natürlichen Materialien, die in zeitlichen Zyklen der Natur eingebunden sind, sich zu einem gewissen Zeitpunkt wieder zurück in die Natur einfügen.

 

Die kleine Installation aus Steinen ist dem Thema Urknall gewidmet. Ein Begriff aus der Kosmologie, der den Beginn des Universums markiert. Eine starke zeitliche Komponente künstlerisch vorgestellt, die natürlich die Frage nach der Zeit vor dem Urknall aufwirft. Noch einen Sprung weiter zurück...

 

Grundsätzlich möchte Manfred Brandstätter mit seiner Kunst Fragen aufwerfen, die nicht notwendigerweise Antworten erfordern. Er möchte Diskussionen anregen und nicht Erklärendes von sich geben. Warum nicht auch Dinge im Bereich des Geheimnisses belassen? Die Naturwissenschaft versucht immer, alles zu erklären und Verborgenes zu lüften. So werden viele Dinge und Phänomene ihres Gehaltes, ihre Magie beraubt. Hätte Muybridge nicht versucht, den zeitlichen Bewegungsablauf eines galoppierenden Pferdes zu entschlüsseln, würden wir heute noch nicht wissen, dass ein Pferd im vollen Galopp tatsächlich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit allen Hufen die Erde verlässt.

 

 

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BILDER DIE WACHRÜTTELN.      Dr. Leopold Kogler

Weistrach (kog)  Okt. 1999

Die Viertelsgalerie im Kulturhof Weistrach zeigt tief beeindruckende Arbeiten von Manfred Brandstätter.

 

Mit einem "sozialen Nervenkitzel" startet im Kulturhof in Weistrach die neue Ausstellungssaison.

 

Da ist ein mit vergilbten Zeitungsseiten tapezierter, verdunkelter Raum. Vom Boden bis zur Decke also altes Zeitungspapier. Ein mattes Licht lässt einen gemalten Obdachlosen in der Mitte des Raumes erkennen.

Betroffenheit wird ausgelöst. Genau das will der St. Valentiner Maler Manfred Brandstätter mit seinem "Warteraum für bereits abgefahrene Züge" hervorrufen.

 

Mit seinen neuesten Arbeiten möchte der Künstler auf das Schicksal der Obdachlosen aufmerksam machen.

 

 

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OBEN 

Dies gelingt ihm bestens. Schon bei der Eröffnung erntete er viel Anerkennung. Das Aufgreifen der sozialen Randgruppen ist in der zeitgenössischen Kunst ei wichtiger Faktor. Auch seine anderen Bilder heben sich bewusst gegen den Glamour bunter Dekorationsbilder ab. In düsteren Illusionsräumen präsentiert Brandstätter die Einsamkeit nicht beachteter Menschen. Der Blick des Betrachters wird eingefangen. Man erfährt das beinharte Schicksal. Diese Art, den Betrachter gefangen zu nehmen, ist typisch für die neuesten Arbeiten.


Manfred Brandstätter ist nicht der typ eines Künstlers, der bloß Albträume erzeugen möchte. Er liebt eher das Augenzwinkern. Mit Gefühl, nicht mit theoretischem Mummenschanz, gaukelt er, sondern er hat den Besucher im Visier und macht ihn auf alltägliche Probleme im Leben - und in der Kunst - aufmerksam.


Die aufgehängten Biografien - von den Obdachlosen selbst verfasst - machen obendrein ganz ordentlich betroffen.

 

Mit dieser Ausstellung ist dem Künstler Brandstätter ein außerordentlicher Wachrüttler gelungen.

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